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Anmerkung zur zeitlichen Einordnung: Die aufgeführten Touren dürfen etwa zwischen 1920 und 1938 durchgeführt worden sein. Präzisere Angaben zur zeitlichen Einordnung liegen nicht vor.
(Zusammengestellt 1947 aus der Erinnerung anhand von Schwaigers Führer durch das Karwendelgebirge, 4. Auflage 1921.)
Gratüberschreitung Westliche Karwendelspitze – Nördliche und Südliche Linderspitze – Sulzleklammspitze – Kirchlespitze – Brunnsteinspitze (ca. 1921, allein)
Westliche Karwendelspitze (mehrfach, darunter eine Winterbesteigung)
Gratüberschreitung Tiefkarspitze – beide Lärchfleckspitzen – wegloser Abstieg ins Karwendeltal bei Gewitterregen.
Tiefkarspitze (mehrfach, einmal mit Abstieg über die S-Rinne, einmal Abstieg Nordostgrat)
Gratübergehung Wörnerspitze, Nördliche-, Mittlere-, Südliche Großkarspitze (mehrfach)
Wörner (mehrfach)
Hochkarspitze (einmal vom Wörner, einmal über den Ostgrat mit vorhergehendem Biwak)
Bäralpscharte mehrmals überschritten
Östliche Karwendelspitze
Grubenkarspitze (vielleicht Gratüberschreitung)
Risser Falk (mehrfach, einmal abenteuerlicher Abstieg nach Westen, der Steig durch die 'grüne Rinne' existierte schon 1920 nicht mehr). Das erste Mal allein von Norden durch das Falkenkar.
Gratüberschreitung Toter Falk – Laliderer Falk bis Pkt. 2317 und am Steinfalk vorbei nach Süden.
einmal von Hinterriß aus bis kurz vor den Kleinen Falk, hier wegen Zeitmangel umgekehrt
Gratübergang Pleisenspitze – Larchetkarspitze – Große Riedelkarspitz, Breitgrieskarspitze – Große Seekarspitze – Marxenkarspitze – die drei Ödkarspitzen – Birkkarspitze (mit einem Biwak)
die drei Ödkarspitzen mehrfach (von der Birkkarspitze aus)
Gratübergang Birkkarspitze – die drei Ödkarspitzen – Marxenkarspitze, Abstieg durchs Marxenkar
Birkkarspitzen (mehrfach)
Birkkarspitze – Kaltwasserkarspitze (nicht Gratübergang, sondern vom Schlauchkarsattel die Birkkarspitze so hoch wie möglich südlich gequert und dann das östliche Birkkar gequert)
Kaltwasserkarspitze Nördlich unter der Birkkarspitze durch, auf den Grat zum Fuß des Gipfels und ihn direkt von Westen erstiegen, Abstieg ins Rauhkar und weiter unten biwakiert. Am nächsten Tag durch das Kühkar den Punkt 2465 erreicht, den Weiteranstieg zur Nördlichen Sonnenspitze wegen Wettersturzes abgebrochen. Auch auf der Westlichen Moserkarscharte war ich einmal, um mir den Abstieg nach Norden anzusehen.
Südliche und Nördliche Sonnenspitze Aufstieg auf einem vom Suntigerkamm aus bemerkten Jagdsteig im Südhang der Südlichen Sonnenspitze, dessen Anfang man vom Tal aus nicht finden würde, wenn man ihn nicht kennt. Oben über eine Rippe zum Südwest-Grat und leicht auf den Gipfel. Übergang zur Nördlichen Sonnenspitze sehr leicht. Abstieg zuletzt mit Abseilen durch die Schlucht südlich neben dem Ostgrat.
Von den unbedeutenden Gipfeln zwischen Nördlicher Sonnenspitze und Grubenkarspitze vielleicht gelegentlich mal einen betreten.
Grubenkarspitze (mehrfach). Besonders schön ist folgende Überquerung: Aufstieg vom Lochhüttl durch das Grubenkar über den Ostgrat zum Gipfel, streckenweise mühsam über Schutt und Geschröff, aber alles ganz leicht, gewöhnlicher Abstieg durch das Roßloch.
Hochkanzel
1) Gratwanderung Gamskarspitze – Brandlspitze –
Scharte westlich unterhalb der Hochkanzel. Nicht schwierig, aber sehr
brüchig, große Trittsicherheit erfordernd, wenn man nicht
zu langsam vorwärtskommen will; ungeeignet, wenn jemand
Seilsicherung braucht.
2) Sogenannte Südwandroute. Den Einstieg in die große
Schlucht habe ich erst beim dritten Versuch gefunden. Wenn man die
Route findet, ist keine Schwierigkeit bis da, wo man die Rinne selber
betritt, dann ging es damals über steilen, harten Schnee (kleiner
Pickel sehr nötig) in der Schlucht bis an ihre Erweiterung
unterhalb des Grats empor, dann machte ich einen sehr schwierigen
Ausstieg nach rechts (Osten), welcher sicher nicht der richtige war,
dann ohne Schwierigkeit auf die Scharte.
Hallerangerspitzen (mehrfach)
Suntiger-Kopf (mehrfach), ebenso den Kamm des Reps.
Spritzkarspitze – Eiskarlspitze Aufstieg durch die Eiskarln (die Querung in die Eiskarln hinein ist wirklich sehr exponiert), Gratübergang über die Eiskarlspitzen bis zur Hochglückscharte, von dieser Abstieg zur Eng.
Gratüberschreitung Huderbankspitze – Kaiserkopf
– Hochglück
Auf der Huderbankspitze war ich vorher schon mindestens zweimal.
Beim Übergang zum Kaiserkopf soll man nicht, wie in den
Führern steht, vom Grat absteigen, da man in lauter Rinnen
hineinkommt. Man begehe den nordwärts ziehenden Grat bis zu
seinem Abbruch, der von oben überhängend aussieht. Man seilt
erst das Gepäck ab und klettert dann gar nicht sehr schwierig die
geringe Höhe hinunter. (Meiner Erinnerung nach kann man sich nach
wenigen Metern in einen Spalt hineinwinden, womit alles gewonnen ist.)
Den Weiterweg nahmen wir nach der alten und sicher auch
altmodischen Route tief vom Grat absteigend. Wie oft habe ich im
Karwendel und auch in anderen Gebirgen die Erfahrung gemacht,
daß man auf dem Grat bleiben soll, solange es nur irgend geht
und nicht unnötig in Flanken ausweichen soll. Es ist meist viel
leichter als es noch aus 20-30 m Entfernung aussieht. Nicht durch den
Anblick einer scheinbar unbezwinglichen Steilheit abschrecken lassen!
Das erweist sich oft als gut gangbar, sobald man unmittelbar dran
steht.
Auf dem Kaiserkopf überfiel uns ein Gewitter, das wir nicht
bemerken konnten, da wir tief in der Ostflanke steckten, als es
losbrach. Wir stiegen noch ein Stück nordwärts ab und dann
zur Sicherung vor der Blitzgefahr etwa 30-50 Meter tief in die
Westflanke, wo wir uns in einen Spalt verklemmten und den Zeltsack
über uns zogen. Da kauerten wir von 17 Uhr bis 7 Uhr früh,
also 14 Stunden lang. Das Gewitter war in einen Schneesturm
übergegangen und wir spürten, wie nachts der Schnee an
unseren Rücken höher und höher wuchs. Ohne den Zeltsack
wären wir verloren gewesen. Zum Glück hatten wir ein Biwak
beabsichtigt, da wir noch am nächsten Tag noch mindestens bis zur
Spritzkarspitze wollten. So hatten wir die nötigen Sachen dabei.
Wir litten sehr unter Luftmangel, da das Fenster des Zeltsackes sich
trotz der betreffenden Vorrichtung nicht öffnen ließ. Jedes
Lufteinlassen von unten her brachte beißende Kälte herein.
Ich saß die ganze Nacht mit dem Oberschenkel auf dem
eingestemmten Pickel, da wir abzurutschen fürchteten und keine
Ahnung hatten, wie das Terrain wenige Meter unter uns beschaffen sein
könnte. Das hatten wir bei dem rasendem Schneetreiben nicht mehr
feststellen können. Früh um 7 Uhr krochen wir aus dem Sack
und erblickten rings um uns eine richtige Winterlandschaft. (Es war
Juli.) Auf den Grathöhen lag der Schnee einen dreiviertel Meter
hoch, alle Grattürme trugen hohe Schneehauben, die Kare tief
unter uns lagen unter einer ununterbrochenen Schneedecke. Wir
arbeiteten uns mühsam durch den lockeren Schnee die etwa 50 Meter
bis zur Gratkante empor und dann begann eine stundenlange,
mühsame Arbeit: jeder Griff mußte mit den Händen im
Schnee gesucht und dann herausgeputzt werden, die Füße
fischten, ganze Schneelasten von den steilen Platten abtretend, bis
sie einen sicheren Tritt fanden. Öfter waren wir gezwungen, von
der Gratkante abzuweichen und uns durch die gefährliche, steile
Flanke durchzuarbeiten, wo wir bei gutem Wetter in Kletterschuhen oben
leicht drüber weggeturnt wären. Schließlich erreichten
wir, es mag schon gegen Mittag gewesen sein, den Gipfel des
Hochglück. Nun ging es leichter bis in die Hochglückscharte
und die sonst gefährliche Nordrinne konnten wir in dem dicken
Neuschnee einfach herunterrutschen. – In der Lamsenjochhütte ließ ich mir einen ganzen Liter Glühwein
machen und schlief dann 24 Stunden. Ebenso Ackermann. Alle weiteren
Pläne hatte wieder einmal das Wetter zunichte gemacht.
Mitterspitze und vielleicht auch Schafkarspitze von den Lamsenspitze aus.
Lamsenspitze (mehrfach): Als Student die Ostwand mit zwei Herren der Sektion Bayerland durchstiegen, diese Tour zählt nicht als selbständige Tour, da ich geführt wurde. Die späteren Besteigungen wahrscheinlich alle durch die Turner-Bergsteiger-Rinne. Den Barthkamin habe ich einmal vergebens gesucht.
Mitterkarlscharte? Von der von uns erreichten Stelle führte ein anscheinend völlig unmöglicher Schlund senkrecht nach Westen hinunter, wahrscheinlich war es die falsche Übergangsstelle. (1924)
Gratwanderung Hochnissl – Rotwandlspitze – Steinkarlspitze – Lamsscharte
Hochgleirsch von der Amtssäge, Abstieg über den Westgrat, sehr schöner Blumenbestand auf den Grasterrassen (Juni).
Jägerkarspitzen Gratüberschreitung (Barthgrat) Katzenkopf – Mittlere Jägerkarspitze, die beiden anderen nicht mehr in Erinnerung, ob ich sie betreten habe. Abstieg durch das Riegelkar.
Jägerkarscharte Mit Mehringer von Norden (Hinterödalm) auf die Jägerkarscharte, dann wegen schlechten Wetters sofort zur Amtssäge abgestiegen.
Nochmals Katzenkopf Mit Mehringer den Barthgrat begonnen. Großer Wettersturz, Schneesturm. Im Nu waren die Felsen verschneit. Sofort die Kletterschuhe ausgezogen und die Nagelschuhe wieder angezogen. Ich erinnere mich, daß ich vor dem Aufstieg zum letzten Turm (im Sinne des Rückweges) mit Mehringers Hilfe in dem tobendem Sturm ein trockenes Hemd anzog, um für die letzte schwierige Kletterstelle etwas wärmer zu sein. Als wir die Hänge vom Katzenkopf ins Kar "In den Flecken" heruntereilten, wateten wir bereits in 20-30 Zentimeter hohem Schnee. An diesem Tag fielen diesem Wettersturz etwa 25 Personen zum Opfer, ich glaube mich zu erinnern, daß es allein am Totenkirchl [Kaisergebirge] acht Erfrorene gegeben hat. Einige konnten unten am Führerkamin die wieder aufwärts führende, glatte Stelle nicht mehr bezwingen (ich habe es mir später angesehen und verstehe es, da dort alles ganz außerordentlich glatt und von den vielen Besteigungen poliert ist) und waren dort sitzen geblieben und erfroren.
Übergang Kleiner Lafatscher – Großer Lafatscher – Vordere Bachofenspitze; durch eine Schuttrinne ins Bachofenkar abgestiegen; ich erinnere mich, daß wir immer mit gespreizten Füßen über der schmalen Rinne stehen bleiben mußten, um unter uns den Schutt abfließen zu lassen. Abstieg bis zu dem das Gehänge horizontal durchziehenden Steig und über Lafatscherjoch zum Hallerangerhaus zurück.
Kleiner Lafatscher: mehrfach vom Lafatscherjoch aus.
Speckkarspitze Sehr oft bestiegen. Auch Abstieg über den Südwestgrat ganz leicht. Einmal auf der den Nordabsturz durchziehenden Plattenfläche, die am Nordwestgrat schon endigt und auf den gebauten Steig führt. Leicht und nicht lohnend.
Gratübergang Großer Bettelwurf – Kleiner
Bettelwurf – Speckkarspitze
Eine meiner frühesten Touren, auf dem Gipfel habe ich mich
einer Gruppe Innsbrucker Studenten angeschlossen, ungefähr 1912.
Derselbe Gratübergang in umgekehrter Richtung, 1924 mit
meiner Frau und zwei Herrn, jedoch als getrennte Partien gehend. Der
Kamin, den wir 1912 durch Abseilen überwunden hatten, erwies sich
im Aufstieg als überraschend leicht, man muß nur die
überhängende Stelle (falls es überhaupt eine solche
ist) richtig anpacken und außen bleibend stemmen.
Kleiner Bettelwurf Außer den zwei genannten Besteigungen noch ein- oder zweimal vom Großen Bettelwurf aus und einmal über den "Südgrat", was mit Kletterschuhen keine Schwierigkeiten bietet.
Reitherspitze Einmal, als ich mit dem alten Onkel Otto [Otto Rehlen] die Nördlinger Hütte besuchte. Vielleicht war ich auch einmal mit meiner Mutter auf der Reitherspitze, ich glaube mich zu erinnern, daß ich mit meinen Eltern einmal die Nördlinger Hütte besucht habe. Onkel Otto war wohl der "Gründer" dieser Hütte und langjähriger Vorstand der Alpenvereinssektion Nördlingen. Er hat wohl dreißig oder mehr Jahre hindurch jedes Jahr einmal seine Hütte besucht.
Großer Solstein Einmal bei schlechtem Wetter. Und noch irgendein unbedeutender Gipfel in dieser Gegend.
Rumer Spitze Einmal vom Hallerangerhaus aus, weiter Anmarsch auf die Arzlerscharte und über den Westgrat, ganz leicht, einige Stellen ein bißchen exponiert; ich hatte einen Neuling dabei, der sich schrecklich aufführte. Abstieg direkt nach der anderen Seite, etwa Nordosten.
Vorderkarwendel Schöttlkarspitze, Scharfreiter (soll wohl Scharfreuther heißen), Juifen und vielleicht noch andere. Schitouren im Vorderkarwendel.
Meinen Kindern empfehle ich, wenn sie einmal auf das Karwendelhaus kommen sollten, nicht die übliche Besteigung der Birkkarspitze zu machen, sondern die Gegend Marxenkarspitze – Seekarspitze zu durchstreifen, die ein grandioses Trümmerfeld ist und landschaftlich mehr wirkt, als die großen Gipfel. Entweder vom Schlauchkarsattel über die Ödkarspitzen (drahtseilversicherter Steig) oder ganz ohne Kletterei Aufstieg durchs Marxenkar. Ferner ist ein Besuch des Roßloches, das ebenfalls eine Trümmer- und Schuttwüste ist, sehr lohnend (falls man überhaupt für so etwas Gefühl hat), auch wenn man nicht auf die Grubenkarspitze geht. Man gehe nur irgendwo den das Roßloch nördlich begrenzenden Kamm hinauf, um den Tiefblick ins Laliderer Tal zu haben.